Bereits 2010 begann die BDH-Klinik Elzach mit der Versorgung beatmungspflichtiger Patientinnen und Patienten. Seitdem haben wir unsere Kapazitäten in diesem Bereich kontinuierlich gesteigert. Diese Weiterentwicklung fußt auf der stetigen internen Weiterbildung im Umgang mit den technischen Anforderungen und der besonderen Erlebenswelt vom Beatmungsgerät abhängiger Menschen.
In dem 2021 bezogenen Neubau stehen 13 Beatmungsplätze zur Verfügung. Die Schwerpunkte der Beatmungsmedizin bei uns unterscheiden sich stark von denen in den zuweisenden Akutkrankenhäusern. Während in den Akutkliniken oft bedrohliche Zustände wie schwere Infektionen oder wechselnd ausgeprägte Zustände des Lungen-Organversagens durch Organersatzverfahren behandelt werden, steht bei uns neben der Behandlung weniger schwerer Komplikationen die Entwöhnung von der Beatmungsmaschine ("Weaning") im Vordergrund. Wir behandeln respiratorabhängige Patientinnen und Patienten, die zeitgleich ein erhebliches neurologisches Problem haben. Das tritt allerdings bei Patienten der Akut-Intensivmedizin häufig auf. Sie leiden unter Sepsisfolgen mit Gehirnfunktionsstörungen, Muskelschwächen und Nervenschädigungen. Sichtbar werden diese typischen Begleiterkrankungen einer Intensivtherapie als Bewusstseinsstörung oder Lähmung der gesamten Körpermuskulatur.
Über die Hälfte der bei uns beatmeten Patientinnen und Patienten ist bei Bewusstsein und erlebt die Behandlungssituation sehr intensiv. Das latente Gefühl der Bedrohung durch die Abhängigkeit von einer Maschine und den Menschen, die sie bedienen, wird jedem schnell klar, der sich die eigene Panik bei Luftnot unter Wasser vorstellt. Treten noch Störungen des Bewusstseins oder äußerlich nicht einfühlbares psychotisches Erleben auf, wird klar, wie hoch die seelische Belastung sein kann. Das Behandlungsteam steht vor der Aufgabe, unseren Patienten das Gefühl der Sicherheit durch Empathie und Kompetenz zu geben.
Über 90% unserer Patienten können aus der Abhängigkeit vom Beatmungsgerät befreit werden. So entsteht die Chance, wieder intensiver an der Wiederherstellung einer guten Lebensqualität weiterzuarbeiten.
Ein kleinerer Teil bleibt auf ein Heimbeatmungsgerät angewiesen, dessen Anwendung mit oder ohne Trachealkanüle eine immer weiter verbreitete Möglichkeit der Versorgung auch in der gewohnten Umgebung zu Hause darstellt. Mit der Wiederherstellung einer ausreichenden selbstständigen Atmung kehren oft die körperliche Belastbarkeit und die Kraft zurück, mit der die Alltagsfähigkeiten der Selbstversorgung und Mobilität therapeutisch bearbeitet werden können.
Wenn die Teammitglieder des Beatmungsbereiches ihre ehemals schwerkranken Patienten mit ihren Familien im Klinikgarten oder beim physiotherapeutischen Training auf der Treppe sehen, entsteht das gute Gefühl, das uns im Alltag trägt.