Viele neurologische Patienten leiden unter Störungen der Sensibilität und Bewegungsstörungen, letzteres vor allem auch dann, wenn zusätzlich Schädigungen des Binde- und Stützapparates vorliegen. Fast jeder unserer Patienten ist deshalb auf physiotherapeutische Behandlung angewiesen.
Ein großes Team von Physiotherapeuten therapiert und betreut die Patienten nach individuellen Therapieprogrammen. Die Regel ist die Einzelbehandlung. Grundlage für die Wahl des Therapieansatzes ist der maximale Nutzen, den der Patient durch die Behandlung erfährt.
In Ergänzung zu konventionellen Therapien verwenden wir seit 1995 in der Behandlung von Gangstörungen (u. a. bei Patienten mit Hemiparese nach Schlaganfall) das Laufbandtraining, welches den Erfolg des Gangtrainings deutlich verbessert. Die Patienten werden dabei mit einem Fallschirmgurt passiv gesichert. Damit ist eine komplette oder eine partielle Entlastung des Körpergewichtes möglich. Die Schritte werden reflektorisch durch die Bewegung des Laufbandes ausgelöst, wobei die Schrittfrequenz durch die Geschwindigkeit des Laufbandes bestimmt ist. Aufgabe der Therapeuten ist es, bei ungenügender Kraftentwicklung die Fußbewegungen bzw. Beinbewegung zu unterstützen und gegebenenfalls den Fußaufsatz zu korrigieren.
Das Gehen von Patienten mit Hemiparese ist deutlich langsamer als das Gehen gesunder Personen. Wer schneller gehen kann, besitzt außerdem ein größeres Verhaltensrepertoire im Alltag (z. B kann mit sog. funktionellen Gehgeschwindigkeiten von 4,0-5,4 km/h eine Straße mit Ampelanlage in einer Großstadt sicher überquert werden). Überträgt man den Grundsatz "Man lernt, was man übt" auf die Gehgeschwindigkeit, bedeutet dies für die Rehabilitation von Patienten mit hemiparetischen Gangstörungen nichts anderes als "Wer schneller gehen will, muss auch üben, schnell zu gehen."
Das Bobath-Konzept wurde durch das Ehepaar Karel und Berta Bobath in den 1950er Jahren entwickelt. Es ist ein bewährtes, weltweit verbreitetes und vor allem interdisziplinär angewandtes Bewegungskonzept für Patienten mit Bewegungseinschränkungen. Grundprinzipien sind die Förderung der Aktivierung des Patienten, die Verbesserung seiner Haltungskontrolle sowie der Körperwahrnehmung. An der BDH-Klinik Elzach wird das Bobath-Konzept schon seit vielen Jahren eingesetzt. Seit 2013 haben wir eine eigene Bobathinstruktorin für Pflege im Haus.
Ursprünglich kam das Konzept aus der Physiotherapie, kann aber heute von allen Berufsgruppen angewandt werden. Somit ist ein gemeinsames Wissen und Handeln gewährleistet.
In der Pflege umfasst das Konzept die Bereiche der Körperpflege, An- und Auskleiden, Nahrungsaufnahme, Ausscheidung, Kommunikation, Anpassung des Umfeldes (Positionwechsel im und außerhalb des Bettes), Mobilität und die soziale Integration. Im Vordergrund steht insbesondere die interaktive Zusammenarbeit von Pflege und Patient zur Aktivierung des Patienten sowie die Verhinderung von Sekundärschäden zum Erreichen bestmöglicher Selbständigkeit und Partizipation.
PNF bedeutet das Zusammenspiel von Nerven und Muskulatur. Gemeint ist damit in der Physiologie die Reizbildung und -leitung im nervalen und muskulären System für ein sinnvolles Zusammenspiel aller Muskeln und Gelenke des Körpers. Die Methode wurde in den Jahren 1946 bis 1951 in den USA vom Neurophysiologen Dr. Kabat und der Physiotherapeutin Margaret Knott entwickelt. Diese aktive Methode besteht aus definierten Bewegungsmustern, orientiert an der normalen motorischen Entwicklung.
Die Bewegungsmuster zeigen sich in Halte- (statisch) und Bewegungsfunktionen (dynamisch) unseres Körpers. Überwiegend sind sie für das nicht geübte Auge weniger auffällig, obwohl sie bei normaler Motorik immer vorhanden sind. Mit diesen definierten Bewegungsmustern und bestimmten Techniken wird therapeutisch gearbeitet. ln einer festgelegten Art und Folge durchgeführt, kommt es zu den erwarteten Reaktionen im Sinne einer vermehrten Muskelkontraktion oder auch -entspannung (Anbahnung bzw. Erleichterung einer Bewegung). Ziele der Anwendung sind: Muskelspannung normalisieren, Förderung der motorischen Kontrolle, der Mobilität, der dynamischen Stabilität, Ausdauer, Kraft sowie der Geschicklichkeit und Koordination.
Die Manuelle Therapie umfasst diagnostische und therapeutische Verfahren für Erkennung und Behandlung von reversiblen Funktionsstörungen am Bewegungsapparat. Mit speziellen Handgrifftechniken werden Bewegungsstörungen im Bereich der Arm- und Beingelenke oder der Wirbelsäule diagnostiziert. Dieser Befund dient als Grundlage für die Therapie. Manuelle Therapie wird sowohl zur Schmerzlinderung als auch gegen Bewegungseinschränkungen eingesetzt. Mittels therapeutischer Handgriffe werden Gelenke ziehend oder schiebend mobilisiert, um Druck zu mindern, Gelenke zu entlasten und verloren gegangene Beweglichkeit wieder herzustellen.
Die Brügger-Therapie ist nach ihrem Begründer, Dr. med. Alois Brügger, benannt. Sie beschäftigt sich überwiegend mit dem aktiven Bewegungsapparat unseres Körpers, mit dem wir unseren Alltag bewältigen und individuelle spezifische Aufgaben erfüllen. Diese immer wiederkehrenden Bewegungen sollen physiologisch, koordinativ und ökonomisch durchgeführt werden.
Bei Überbeanspruchung der Strukturen (Muskeln, Bänder und Gelenke), z. B. beim Heben und Tragen von schweren Lasten, bei unphysiologischem Sitzen oder bei Fehlbelastung von Gelenken und der Wirbelsäule kann es zu Funktionsstörungen des Bewegungsapparates kommen. Diese Funktionsstörungen äußern sich oft in schmerzhaften Bewegungen oder sogar in Ruheschmerzen in bestimmten Körperabschnitten. Schmerz ist immer ein Warnsignal für einen drohenden oder sogar schon bestehenden Schaden, auf den der Körper mit Schonmechanismen reagiert. Diese Schonmechanismen zu erkennen und Rückschlüsse auf deren eigentliche Ursache zu finden, ist die therapeutische Grundlage der Brügger-Therapie. Daher muss eine erfolgreiche Therapie folgende Punkte beinhalten:
Die Funktionelle Bewegungslehre wurde von Dr. h. c. Susanne Klein-Vogelbach, Physiotherapeutin in Basel/CH entwickelt und ist ein Verfahren der unmittelbaren Bewegungsbeobachtung und ihrer Auswertung für die Therapie. Das Leitbild ist das normale Bewegungsverhalten des gesunden Menschen. Kann dieses Ziel nicht erreicht werden, sucht der Therapeut den bestmöglichen Kompromiss.
Die funktionelle Bewegungstherapie erfolgt durch Anwendung von Behandlungstechniken und/oder durch Instruktion von Modellübungen, welche an den Patienten angepasst und ständig aktualisiert werden. Bekannt sind vor allem die Übungen mit dem Pezziball. Zu den Bewegungstechniken gehören die "hubfreie Mobilisation", die "widerlagernde Mobilisation der Gelenke" und die "mobilisierende Massage".
Die Osteopathie ist eine Therapieform, die vor 130 Jahren von dem amerikanischen Mediziner Andrew Taylor Still entwickelt wurde. Osteopathie meint eine ganzheitliche Heilmethode, in der der Therapeut sowohl mit den Händen diagnostiziert als auch therapiert. Der Mensch wird als Einheit gesehen, in der Funktionen und Strukturen in enger Wechselbeziehung stehen. Wenn Muskeln, Gelenke und innere Organe in einem physiologischen Gleichgewicht stehen, ist der Mensch gesund. Der osteopathisch ausgebildete Therapeut ertastet und löst manuell Blockaden in diesem System.
Physiotherapeuten haben eine Vielzahl von Übungen entwickelt, mit deren Hilfe die Muskulatur gestärkt und der Rücken wirkungsvoll unterstützt werden kann. Da es genügend Übungen gibt, kann sich jeder ein Programm mit seinen persönlichen Lieblingsübungen zusammenstellen.
Richtig stehen, sitzen, liegen, bücken oder tragen - das müssen die meisten Menschen, die Ärger mit der Wirbelsäule haben, erst wieder lernen. Denn nur wenn wir uns rückengerecht, d. h. physiologisch bewegen, ist eine gleichmäßige Belastung auf die Bandscheiben gegeben.
Grundregeln für das Rückenschulprogramm:
Alle ausgesuchten Übungen sollten zwischen fünf- und zehnmal wiederholt werden.
Gute Übungsprogramme beginnen mit einer zehnminütigen Aufwärmphase, dann folgt eine ebenso lange Dehnphase. Am besten ist es, nicht zu viele verschiedene Übungen zu machen, sondern sich ein paar herauszusuchen, die Sie gut beherrschen.
Bereits im 19. Jahrhundert wurde versucht, elektrischen Strom zu Heilzwecken zu verwenden ("galvanische Therapie" nach Luigi Galvani). Anwendung findet die Elektrotherapie heute unter anderem bei der Behandlung von Schmerzen, Störungen der Durchblutung, Erkrankungen des Bewegungsapparates, Lähmungen und Muskelschwäche.
Bei der Behandlung werden Leitungsplättchen (Elektroden) direkt auf die Haut angebracht. Hinter der funktionellen Elektrostimulation bei Schlaganfall-Patienten steckt folgende Überlegung: Schlaganfall-Patienten können meist keine elektrische Aktivierung der Muskelgruppe der gelähmten Extremität (Arm und/oder Bein) erzeugen. Die elektrische Stimulation ist jedoch ein erster Schritt in der erneuten Schulung des zentralen Nervensystems, durch welche Teile des Gehirns aktiviert werden sollen. Indem der Patient selbst die elektrische Aktivität in den betroffenen Muskelgruppen zu steigern lernt, findet kognitives Training statt.
Felicie Affolter entwickelte ihr Konzept während ihrer jahrelangen Arbeit mit wahrnehmungsgestörten Patienten.
Das Affolter-Konzept wird auch "Geführte Interaktionstherapie" genannt. Bei gestörter Wahrnehmung kann man durch gezieltes Führen an Händen und Körper während alltäglicher Geschehnissen zur Verbesserung der gespürten Informationssuche Beitragen. Führen bedeutet, dass eine andere Person (Therapeut, Angehörige, Pflegepersonal etc.) mit dem Körper des Patienten Handlungen so ausführt, dass gemeinsam Beziehungen zwischen Patient und Umwelt hergestellt werden. Dadurch werden alltägliche Handlungsabläufe wieder erfahren, begriffen, spürbar, vertrauter; selbstständiges Handeln wird möglich und ein Lernprozess beginnt. Durch diese geführten Interaktionserfahrungen werden motorische, kognitive und emotionale Leistungen gefördert.
Die Medizinische Trainingstherapie ist eine Therapieform, die mit Geräten arbeitet, die man zum Teil auch aus Fitnessstudios kennt. Der norwegische Physiotherapeut Rolf Gustavsen und die deutsche Krankengymnastin und Fachlehrerin Renate Streeck haben diesen therapeutischen Ansatz maßgeblich weiterentwickelt. Die Übungen werden sowohl in der Rehabilitation als auch in der Prophylaxe eingesetzt.
Tägliche Bewegung ist so wichtig wie Essen und Trinken! Dies gilt insbesondere für Menschen mit Bewegungseinschränkungen aufgrund bestehender Grunderkrankung, wie z. B. nach Schlaganfällen, bei Multipler Sklerose (MS), Querschnittlähmung oder anderen Krankheiten. Hier kann fehlende Bewegung die Hauptursache einer ganzen Reihe von weiteren Folgeerkrankungen sein, wie zum Beispiel schmerzhafte Muskelverkrampfungen (Spastik), kalte Füße aufgrund von Durchblutungsstörungen, Gelenkversteifungen, Blasen- und Darminfektionen und Abbau der Muskulatur. In diesen Fällen haben sich die motorbetriebenen Bewegungstrainer MOTOmed weltweit bei vielen Tausend Rollstuhlfahrern und Bewegungsbehinderten zu Hause und in Einrichtungen wie der BDH-Klinik Elzach seit über 15 Jahren ausgezeichnet bewährt.
Die Vorzüge eines regelmäßigen Fahrradergometertrainings sind medizinisch unbestritten: Das Herz-Kreislauf-Risiko wird erheblich vermindert und die persönliche Leistungsfähigkeit erhöht - selbst bis ins hohe Alter. Das Fahrradergometertraining wird nach einer ärztlichen Untersuchung, bei der auch die Leistungsparameter wie individuelle Belastbarkeit, Zeit, Pulsfrequenz und Blutdruck entschieden werden, unter physiotherapeutischer Aufsicht durchgeführt.
1993 wurde auf der Fachmesse "medica" in Düsseldorf ein Hilfsmittel vorgestellt: Ein an vier dynamischen Elementen aufgehängten Boden von 60 x 60 cm Größe. Dieser schwingfähige Boden soll den hierauf stehenden Patienten zur koordinativen Arbeit anregen. Auch einer Ermüdung der Haltemuskulatur soll durch die Dynamisierung des Stehens und eine Erhöhung des Reizes über die Fußsohle entgegengewirkt werden.
Der Patient hat jeweils die Aufgabe, die durch externe Kraftwirkungen verschobene Schwingebene wieder in ihre Neutralstellung zurückzuziehen. Vorteilhaft am Posturomed ist, dass der Patient sowohl teil- als auch vollbelastet üben kann. Neben einer Gewichtsübernahme durch die Gegenseite steht dem Patienten zusätzlich ein Sicherheitsgeländer zur Verfügung, an dem er sich mit den Armen stützen oder halten kann. Hierdurch ist man mit dem Gerät nicht örtlich gebunden, wie es beispielsweise der Fall wäre, wenn man zum Festhalten auf eine Sprossenwand oder ähnliches angewiesen wäre.
Die Therapieinhalte werden laufend an die Fortschritte unserer Patienten angepasst. Die Patienten sollen natürliche Bewegungsabläufe wieder erlernen und somit verloren gegangene Selbstständigkeit und Mobilität zurückgewinnen. Hierbei ist uns eine intensive Zusammenarbeit mit den Angehörigen besonders wichtig. Sollten Hilfsmittel benötigt werden, werden diese von unseren Physiotherapeuten in Zusammenarbeit mit Orthopädiemechanikern für den Patienten individuell ausgesucht und angepasst.
In der neurologischen Frührehabilitation liegt der Schwerpunkt neben der Vorbeugung von Pneumonien, Kontrakturen und Dekubitus auf der Hilfe zur Reorientierung in der Umwelt sowie am eigenen Körper. Hierbei ist eine enge Zusammenarbeit aller Disziplinen erforderlich. Langjährige Erfahrung und kontinuierliche Fortbildung der Mitarbeiter kommen unseren Patienten in der Therapie zugute.