Patienten in der neurologischen Frührehabilitation (Phase B), z.B. im Wachkoma oder mit schwersten Wahrnehmungsstörungen weisen komplexe Beeinträchtigungsmuster im kognitiven, emotionalen, sensorischen, kommunikativen und motorischen Bereich auf. Diese beeinflussen sich gegenseitig und können die daraus erwachsenden Fähigkeitsstörungen verstärken.
Die Maßnahmen der therapeutischen Pflege sind darauf ausgerichtet, den Patienten im Hinblick auf Vigilanz, Kommunikation, bewusste Wahrnehmung und absichtsvolle Handlungen zu stimulieren, ungerichtete und unspezifische Unruhe zu mindern, die eigenen Aktivitäten zu erkennen, zu unterstützen und auszubauen. Grundsätzlich wird der Patient/die Patientin in der neurologischen Frührehabilitation in alle Verrichtungen aktiv einbezogen, wobei sich Art und Umfang nach den jeweiligen Ressourcen/Fähigkeiten sowie den Beeinträchtigungen richten. Selbsthilfetraining zur Anbahnung der Selbstpflegefähigkeit findet auch durch die therapeutische Gestaltung von Alltagssituationen (Körperpflege, Anziehen, Nahrungsaufnahme, Mobilisation etc.) statt.
Die Pflege nimmt in der stationären neurologischen Frührehabilitation zeitlich gesehen den Löwenanteil rehabilitativer Leistungen ein. Der ICD-Code ("International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems") legt einen weltweiten Standard zur Einordnung von Krankheiten und Gesundheitsproblemen fest. Die Ziffer OPS 8-552 des ICD-Codes besagt, dass Patientinnen und Patienten in der Frührehabilitation eine "therapeutische Pflege" benötigen, es geht also um die oben beschriebene Aktivierung und das Training der Betroffenen. In konstruktivem Dialog mit dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) wurde mit dem „Elzacher Konzept und Leistungskatalog der therapeutischen Pflege in der neurologischen Frührehabilitation (Phase B) unter der Vorgabe des OPS 8-552“ eine Einigung über therapeutische Inhalte, Dokumentationserfordernisse und ausgehandelte Plausibilitätszeiten vorgelegt.
Um die Erkenntnisse aus der Umsetzung des Elzacher Kataloges hinsichtlich einer Theorie der therapeutischen Pflege in der neurologischen Frühreha nutzbar zu machen, vergibt der BDH sein „BDH-Promotionsstipendium Pflegewissenschaft“ an Pflegewissenschaftler und Pflegewissenschaftlerinnen, dessen empirischer Teil an den Rehabilitations-Kliniken des BDH absolviert wird.